(english version below)
*Tune=Lied für den schottischen Dudelsack
Schuster bleib bei deinen Leisten, das dachte ich mir bereits, als ich mittelaltermusikalisch geprägt, Mittelaltermarktsack spielend die Frage nach "Amazing Grace" oder "Scotland the Brave" gestellt bekommen hatte.
Great Highland Bagpipe und Mittelaltermarktsack...zwei verschiedene Dudelsäcke, zwei verschiedene Musikrichtungen ist gleich zwei Paar Schuhe. Kommen jetzt noch moderne "Alltagsmusik" oder Weihnachtslieder dazu und rühren wir dies mit rein gestimmten neun Tönen zusammen, haben wir schon vier Paar Schuhe, die im wahrsten Sinne des Wortes in einen Sack geworfen werden. Vier paar Schuhe, die es mir auszieht, wenn ich ein gut gemeintes schottisches Lied auf dem mittelalterlichen Marktsack höre oder ein "modernes" Lied wie zum Beispiel von ABBA auf der Great Highland Bagpipe. Gut, ein "Amazing Grace" auf dem Mittelaltermarktsack ist noch kein Weltuntergang und durchaus in Ordnung. Durch die meist dorische Stimmung hört es sich vielleicht nur etwas anders aber trotzdem nicht falsch an. Ich gebe zu, es gibt wenige Ausnahmen, die ich mir gefallen lasse, auch in Bezug auf Weihnachtslieder, denen ich bis auf ebenso wenige Ausnahmen genauso vehement den Zutritt in mein Repertoire verweigere. Ein fröhliches "Oh du Fröhliche" wird für mich zum Trauerspiel, wenn ich statt des benötigten gis ein high g auf dem schottischen Dudelsack spielen muss, was dem Lied eine ganz neue Tonalität verleiht und den gewohnten Melodieverlauf für meine Ohren erheblich stört, bzw. verändert. Das gleiche empfinde ich, wenn mitten im Lied sich plötzlich die Oktave um eine Etage nach unten verändert weil der Tonumfang nach oben nicht mehr ausreicht. Warum tut man das? Es gibt so viele schöne Lieder, die genau für den schottischen Dudelsack geschrieben wurden. Es ist tatsächlich so, dass der Charakter der Musik an den Charakter des Instrumentes angepasst ist. Mit allen tatsächlich vorhandenen Tönen, mit der einzigen zur Verfügung stehenden Tonart, mit der reinen Stimmung, die sich an einem Grundton orientiert und mit der Tatsache dass die einzelnen Töne nur durch bestimmte Verzierungen voneinander getrennt werden können. Das ist doch die Faszination und die Einzigartigkeit, die dieses Instrument und diese Musik ausmachen. Das allein macht es in meinen Augen schon schwer, ein zum Beispiel "Thank you for the Music" von ABBA mit vier aufeinanderfolgenden Tönen, die irgendwie getrennt werden müssen, noch interessant zu gestalten. Noch schlimmer ist Jingle Bells...da sind es sieben! Das "Covermusik" durchaus erfolgreich sein kann, dürfte nicht erst seit den Red hot Chili Pipers bekannt sein. Wenn es denn gut gemacht ist...und das ist der Punkt. Professionelles Piping, professionelle Soundtechnik und gute musikalische Begleitung machen vieles möglich und eben auch gut, was als Solist, ohne dieses ganze Drumherum auch ganz schnell zu unfreiwilliger Comedy verkommen kann. Ich denke dabei zum Beispiel auch an ein durchaus spielbares "Game of Thrones" Thema. Gehört vor ein paar Jahren, welches durch nicht gut gestimmte Pipes und wahrscheinlich ungeübte Finger einfach nur meinen inneren "Nachtkönig" heraufbeschworen hat und das Blut in meinen Ohren gefrieren ließ. Oder, wenn ich höre, dass jemand auf Youtube ein Lied von Ramstein auf dem schottischen Dudelsack interpretiert...hätte es nicht darunter gestanden, wäre es mir wie eine sinnfreie Aneinanderkettung von Tönen vorgekommen. Das prägt. Beziehungsweise mich hat es dahin geprägt dass ich um, mit der Pipe gespielte Covermusik oder moderne Musik einen weiten Bogen mache. Schuster bleib bei deinen Leisten.
Ich möchte an dieser Stelle nicht pauschalisieren und jeder darf gerne spielen was er möchte. Ich habe durchaus auch schon schöne Stücke gehört, wie "Last of Mohicans" (Filmmusik von "Der letzte Mohikaner") oder Lieder zu denen der Dudelsack dazu komponiert wurde und sich dementsprechend auch wunderbar in den Klangteppich der anderen Instrumente einfügt. Ich denke dabei an John Farnhams "The Voice" oder "Mull of Kintyre" von Paul McCartney...vielleicht sogar "Albany" von Roger Whittaker :-) aber das ist Schlager und eine ganz andere Baustelle. Ich wurde einmal einen Tag vor einem Auftritt gefragt, ob ich Helene Fischer spielen könnte. Es ist natürlich sehr in meinem Sinn, den Kunden zufrieden zu stellen. Ich habe auch nichts gegen Helene oder einen Blick über den musikalischen Tellerrand. Aber ich muss auch so ehrlich sein und sagen, was die Bagpipe oder ich oder beide eben nicht können. Die eigentliche Frage, die sich mir bei Anfragen dieser Art immer stellt ist aber diese: "Warum bestellt jemand einen schottischen Dudelsackspieler in schottischer Uniform und möchte dann Schlager hören?" Und schon waren sie wieder da...meine zwei Paar Schuhe.
Why I'm a "Tune Racist"
Tune=Song for the Scottish bagpipe
Cobbler stick to your last, that's what I already thought when I was influenced by medieval music, playing medieval bagpipes and was asked the question about "Amazing Grace" or "Scotland the Brave".
Great Highland Bagpipe and medieval bagpipe...two different bagpipes, two different music styles is like two pairs of shoes. If we now add modern "everyday music" or Christmas carols and stir this together with purely tuned nine notes, we already have four pairs of shoes that are literally thrown into one bag. Four pairs of shoes that come off when I hear a well-intentioned Scottish song on the medieval market bag, or a "modern" song such as by ABBA on the Great Highland Bagpipe. Well, an "Amazing Grace" on the medieval bagpipe is still not the end of the world and quite alright. The mostly Dorian tuning may make it sound just a little different but still not wrong. I admit there are a few exceptions that I put up with, even with regard to Christmas carols, which with just as few exceptions I just as vehemently deny entry into my repertoire. A merry "Oh du Fröhliche" becomes a tragedy for me when I have to play a high g on the Scottish bagpipes instead of the required g sharp, which gives the song a completely new tonality and considerably disturbs or changes the usual melodic course for my ears. I feel the same way when in the middle of a song the octave suddenly changes by a floor downwards because the range upwards is no longer sufficient. Why does one do that? There are so many beautiful songs written exactly for the Scottish bagpipe. In fact, the character of the music is adapted to the character of the instrument. With all the notes actually present, with the only key available, with the pure tuning based on a fundamental and with the fact that the individual notes can only be separated from each other by certain ornaments. That is the fascination and the uniqueness of this instrument and this music. In my eyes, this alone makes it difficult to make an ABBA "Thank you for the Music", for example, interesting with four successive notes that somehow have to be separated. Even worse is Jingle Bells...there are seven! That "cover music" can be quite successful, should not be known only since the Red hot Chili Pipers. If it is done well...and that is the point. Professional piping, professional sound technology and good musical accompaniment make a lot of things possible and even good, which as a soloist, without all this trappings can quickly degenerate into unintentional comedy. I'm thinking, for example, of a "Game of Thrones" theme that can be played. Heard a few years ago, which, due to not well-tuned pipes and probably untrained fingers, just conjured up my inner "Night King" and made the blood freeze in my ears. Or, hearing someone on Youtube interpret a song by Ramstein on the Scottish bagpipes...had it not been underneath, it would have seemed like a meaningless stringing together of notes. That shapes. Or rather, it has shaped me to the point that I give cover music played with the pipe or modern music a wide berth. Cobbler stick to your last.
I do not want to generalize at this point and everyone is welcome to play what he wants. I have heard beautiful pieces like "Last of Mohicans" (film music of "The Last of the Mohicans") or songs to which the bagpipes were composed and accordingly fit wonderfully into the sound carpet of the other instruments. I'm thinking of John Farnham's "The Voice" or "Mull of Kintyre" by Paul McCartney...maybe even "Albany" by Roger Whittaker :-) but that's Schlager and a whole other site. I was once asked one day before a gig if I could play Helene Fischer. It is of course very much in my mind to satisfy the customer. I also have nothing against Helene or looking beyond the musical horizon. But I also have to be honest enough to say what the bagpipe or I or both can't do. But the real question that always comes to me with requests of this kind is this: "Why does someone order a Scottish bagpiper in Scottish uniform and then wants to hear Schlager?" And there they were again...my two pairs of shoes.
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