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Mit Porridge und Pipe am Abgrund

Aktualisiert: vor 3 Tagen


heute wieder mit gewohnter Mütze :-)
heute wieder mit gewohnter Mütze :-)

Der Tag beginnt mit Porridge – dem schottischen Superfood. Mit einem Holzlöffel gerührt, wie es sich gehört, habe ich das Gefühl, dass die schottischen Haferflocken einfach besser schmecken.


Vielleicht liegt es an der Magie Schottlands oder daran, dass Emotionen die Geschmacksnerven beeinflussen. Wer weiß das schon? Vielleicht ist es auch nur der Gedanke, dass ich mit jedem Löffel ein Stück schottischer Geschichte in mich aufnehme. Wir starten erst gemütlichen gegen Mittag, denn nach zwei Tagen des frühen Aufstehens haben wir uns das verdient. Heute steht Wandern auf dem Programm – sehr zur Freude der Kinder *zwinker zwinker *, die sich wahrscheinlich schon auf die nächste Episode von „Die Abenteuer des müden Elternteils“ freuen. Unser Ziel? Dunstaffnage Castle in Dunbeg. Der Hinweg soll am Strand entlangführen, was sich nach einer perfekten Gelegenheit anhört, die Pipe mitzunehmen. Schließlich gibt es bestimmt das eine oder andere einsame Plätzchen mit Aussicht, wo ich mal spielen kann.



Ich war wahrscheinlich lebensmüde, als ich den Gedanken fasste, die Pipe mitzunehmen, aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.


Der hübsche Pfad wurde immer schmaler und steiniger, der Hang immer schroffer – und ich mittendrin mit dem riesigen Pipecase auf dem Rücken. Ich dachte, es wäre eine gute Idee, aber als ich über einen schmalen Grat balancieren musste, wurde mir klar, dass ich nicht nur die Pipe, sondern auch meine Lebensentscheidungen überdenken sollte. Die Natur um mich herum ist wildromantisch: Überall blühen Primeln und Veilchen, und die Blütchen der Heidelbeersträucher setzen hübsche Farbtupfer in die Landschaft.



Doch als wir an einer schmalen, felsigen Wand entlang über eine Schlucht kraxeln mussten, kam in mir die Panik auf. Ich mag zwar im Sternzeichen Steinbock geboren sein, aber Kletterpartien sind nicht mein Ding – besonders nicht, weil ich unter Höhenangst leide. Na wenigstens kommt der Tod mit einer guten Aussicht… aber der blieb mir zum Glück erspart.

Heilfroh, als wir aus dem unwegsamen Gelände herauskamen und die Wege wieder begehbar wurden, fragte ich mich, was ich mir nur dabei gedacht hatte, das fette Ding mitzuschleppen. Aber wer ahnte schon, wie sich der Weg entwickeln würde? Schließlich haben wir es doch nach Dunbeg geschafft und schauen uns von weitem das Castle an.


Dunstaffnage Castle
Dunstaffnage Castle

Hier blühen sogar schon die Kastanien, während die Eichen schüchtern die ersten Blattspitzen zeigen. Wir gehen in den angrenzenden Wald zu einer Kapellenruine, in der viele Vorbesitzer der Ländereien um Dunstaffnage Castle ihre letzte Ruhe fanden. Der Wald wirkt fast mystisch mit seinen moosbewachsenen Bäumen.


Ich nutze die Gelegenheit, um in der Ruine zu spielen – durch die Mauern gibt es eine schöne Resonanz.


Nach einem Eis am Schlosseingangskiosk geht’s zurück Richtung Ganavan Sands, wo das Auto auf dem Parkplatz wartet. Ich sage euch, nie wieder eine Wanderung mit Pipe und diesem Rucksack! Das Tragesystem ist einfach nicht für längere Touren geeignet, auch wenn es sich im ersten Moment ganz gut anfühlt.

Mein Rücken und die Schultern brennen wie Feuer, und die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel. Wenigstens ist der Weg jetzt gut zu laufen, eigentlich ein Fahrradweg, gesäumt mit Ginster und schönen alten Eichen. Der Ginster heißt bei uns jetzt nur noch Bounty Busch. Jeder, der seine Nase schon mal in die gelben Blüten gesteckt hat, weiß warum. :-)

Als wir am Ganavan Sands wieder ankommen, fällt mir ein Stein vom Herzen und der Rucksack von den Schultern. Ich bin dann mal durch für heute! Meine Garmin zeigt mir 199 Intensivminuten an – das Minimum für eine Woche wären 150... und das habe ich noch nie geschafft, selbst wenn ich im Fitnessstudio bin!


Während ich am Strand sitze und den Wellen zuschaue, die sanft den Sand umspülen, überlege ich, ob ich nicht doch ein paar schottische Haferflocken in meine nächste Wanderung einbauen sollte. Schließlich haben sie mir heute Morgen den nötigen Schwung gegeben – oder war es die Vorstellung, dass ich mit jedem Löffel ein Stück schottischer Geschichte in mich aufnehme? Vielleicht ist es auch die Magie Schottlands, die mir das Gefühl gibt, ich könnte die Welt erobern – oder zumindest den nächsten Hügel.


Die Kinder tollen am Strand herum, und ich kann nicht anders, als zu schmunzeln. Sie sind so voller Energie, während ich mich frage, ob ich nicht einfach umfalle und liegen bleibe. Vielleicht könnte ich das als „aktive Erholung“ deklarieren. Schließlich ist es wichtig, die Balance zwischen Abenteuer und Entspannung zu finden – auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob das Nickerchen im Sand wirklich als „Erholung“ zählt oder eher als „schottische Sandmassage“.

Als wir den Rückweg antreten, fühle ich mich wie ein Krieger, der nach einem langen Tag voller Kämpfe zurückkehrt. Der Rucksack mag schwer sein, aber ich habe es geschafft! Ich bin mir sicher, dass ich beim nächsten Mal besser vorbereitet bin. Vielleicht investiere ich in einen leichteren Rucksack oder lasse die Pipe einfach zu Hause. Aber eines ist sicher: Die Erinnerungen an diesen Tag werden mir immer ein Lächeln ins Gesicht zaubern – und vielleicht auch Rückenschmerzen. Aber hey, das ist der Preis für ein Abenteuer, oder?


Eigentlich war ich hier fertig aber es gibt noch einen Nachtrag. Die Idee kam auf, noch mal auf ein Ale im Pub vorbeizuschauen, der sich nur ca. 8min Fußweg von der Wohnung befindet.

Oban
Oban

Auf den Straßen ist noch einiges los, und aus den Bars kommt Livemusik. "Leider" auch aus dem Pub der Wahl. Und das bedeutet, volle Hütte.

Pub  "The Oban Inn"
Pub "The Oban Inn"

Man konnte kaum darin treten, geschweige denn zur Bar vordringen. Da es in diesem Pub noch eine 2. Etage gab, schauen wir da nach einem Platz an der Bar. Den gibt es tatsächlich, auch wenn hier alle Tische und Barplätze belegt sind. Plötzlich bemerken wir, dass wir uns mitten in einem Pubquiz befinden :-) Nahezu alle Menschen in diesem Raum sitzen mit Zetteln und Blättern und Stiften in der Hand und notieren eifrig irgendwelche Antworten zu irgendwelchen Fragen, die der Quizmoderator mit Mikrofon in den Raum stellt. Ich komme mir vor wie ein Alien. Aber lustig geht es dennoch zu und die letzte Runde ist: Interpreten raten, während der Quizmoderator kurze Lieder einspielt. Ist irgendwie eine ganz witzige Atmosphäre, während Jung und Alt gleichermaßen rätseln.


Am Ende wird das Siegerteam verkündet und fast alle Teilnehmer ziehen schlagartig ihre Jacken an und gehen...plötzlich ist ganz viel Platz. Aber der Barmann verkündet auch relativ bald, dass die Bar in den nächsten Minuten schließen würde. Also gut, dann Heimweg, und jetzt wirklich gute Nacht.




 
 
 

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